„Workshop zur Förderung der Graphomotorik“ für Vorschulkinder

 

Erleichterung für den Schuleintritt- ein entwicklungsförderndes Programm

„Workshop zur Förderung der Graphomotorik“ für Vorschulkinder

 

 

Mein Name ist Andrea Krause.

Ich übe seit vielen Jahren mit viel Leidenschaft den Beruf der Ergotherapeutin aus.

Foto: Privat

Ich bin sektorale Heilpraktikerin für Ergotherapie und Praxisinhaberin des
ergotherap!e team andrea krause hier in unserem schönen Idstein.

Ich arbeite täglich mit kleinen und großen Menschen zusammen und das mit einem wunderbaren Team aus sieben Ergotherapeutinnen.

Häufige Anmeldegründe in meiner ergotherapeutischen Praxis sind Schwierigkeiten in der Graphomotorik und in einer unsicheren Händigkeit.
Pädagogen und Eltern berichten außerdem von erheblichen Problemen beim Erwerb der Handschrift.
Nach einer Umfrage des Deutschen Lehrerverbandes (2015) haben etwa die Hälfte der Jungen und ein Drittel der Mädchen Probleme, eine leserliche Handschrift zu entwickeln. Die Verkrampfung der Hand oder eine falsche Stifthaltung, – die Ursachen hierfür sind vielschichtig.

Diese Schwierigkeiten sind seit vielen Jahren bekannt. Im Zeitalter der Digitalisierung nutzen Kinder den Stift immer weniger. Es ist jedoch entscheidend, die Schreibmotorik bereits vor Schuleintritt in den Vordergrund zu rücken.

Mein Gedanke ist es, dass sämtliche Kinder die Möglichkeit haben sollen, an einer gezielten Schulung der Fein- und Graphomotorik teilnehmen zu können. Dazu bietet sich das Alter der fünf- bis sechsjährigen Kinder an, also der perfekte Zeitpunkt kurz vor dem Schuleintritt. Daher wird es den Leser nicht weiter verwundern, wie es zu dem nachfolgenden Workshop gekommen ist.

Wer? Wie? Was?
Der? Die? Das?
Wieso? Weshalb? Warum?
Wer nicht fragt bleibt dumm!

Wer kennt nicht dieses Kinderlied?

Kinder stellen ihre Umwelt oft vor große Herausforderungen. Die Kinder im Vorschulalter sind besonders zu erwähnen. Für sie beginnt in Kürze ein neues Kapitel in ihrer bisherigen Entwicklung. Sie werden zum Schulkind.
Da haben Eltern und Erzieher eine Menge zu tun. Hier sehe ich als Ergotherapeutin unseren Ansatz. Vor vielen Jahren habe ich die Idee entwickelt. Jetzt soll sie umgesetzt werden:
Eine graphomotorische Förderung für Kinder zur Unterstützung und Erleichterung für den Schuleintritt.

Nicht alle Kinder malen gerne. Es ist aber ein wichtiger Prozess zum Schreiben lernen.

Mit dem Wissen über die langjährige gute Kooperation im Familiennetzwerk zu verfügen wand ich mich daher an Herrn Markus Tuschy vom Amt für Soziales, Jugend und Sport unserer Hochschulstadt Idstein, um ihm von meiner Idee, Kinder im Vorschulalter durch ein entwicklungsförderndes Programm den Schuleintritt zu erleichtern, zu berichten. Herr Tuschy zeigte sich aufgeschlossen und unterstützte mich tatkräftig mit der Suche nach einem Kindergarten in Idstein, in welchem wir einen Workshop, vorerst als Pilotprojekt, durchführen können. Unsere langjährige Erfahrung in diesem Bereich konnten wir als Expertise vorweisen.
Endlich ging es los.

Zur Kindertagesstätte Kinderwelt verbindet mich seit vielen Jahren eine sehr gute Zusammenarbeit und Kooperation. Getreu ihrem Kindergartenmotto: „Kindererziehung ist ein Beruf, wo man verstehen muss, Zeit zu verlieren, um damit Zeit zu gewinnen“ (Jean Jacques Rousseau) verfügen die Erzieherinnen und Erzieher dort über eine sehr gute pädagogische Vorgehensweise. Gleichberechtigung, ein freundlicher und respektvoller Umgang, Mitbestimmungsrechte und Akzeptanz sowie die bedürfnisorientierte Erziehung stehen für das Team der Kindertagesstätte an oberster Stelle.
So war schnell der gemeinsame Entschluss gefasst, unseren „Workshop zur Förderung der Graphomotorik“ mit den Kindern und Erzieherinnen dort als Pilotprojekt im Rahmen des Vorschulprogramms durchzuführen.

Die Zielsetzung unseres Workshops beinhaltet die ausgewählten und zu beübenden Komponenten der motorischen Kontrolle, der visuellen Wahrnehmung sowie der Erfassung und Planung in Bezug auf gemalte oder geschriebene Ergebnisse. Diese nennt man in ihrer Gesamtheit „Schreiben“.
Das Erlernen des Schreibens erfordert anfangs eine strukturierte visuomotorische Integration, bis sich die Formationen der Buchstaben und später der Wörter automatisiert haben. Nur, wenn die Schrift leserlich und automatisiert ist, kann sich das Kind auf die höheren geistigen Prozesse konzentrieren, die sich zum Beispiel mit Grammatik, Rechtsschreibung und Ideenverwirklichung befassen.

Das alles klingt kompliziert, ist es aber nicht!
Wir als Ergotherapeutinnen sind in allen diesen Bereichen durch Ausbildung, Studium und Weiterbildung dazu befähigt die notwendige Unterstützung beim Erlernen dieses Prozesses zu geben.

Beim einführenden Elternabend im Januar 2024 für die Vorschulkinder konnten wir den geplanten Workshop und die Vorgehensweise erläutern und den Eltern anfallende Fragen beantworten.
Voller Vorfreude fieberten wir nun dem Start im Mai dieses Jahres entgegen:
die Kinder erwartete eine sehr abwechslungsreiche Zeit!

Stolze 25 Mädchen und Jungen im Alter zwischen fünf und sechs Jahren durften wir innerhalb ihres Vorschulprogramms für sechs Wochen in Kleingruppen betreuen. Hier wurden mit viel Freude und Motivation Grundlagen erlernt, um erfolgreich Malen und Schreiben zu können. Die Händigkeit wurde ermittelt und die physiologische Stifthaltung erlernt.

Mit Fingerübungen und unserem Lieblingslied „Eine Oma ging spazieren“ (aus dem Programm Fingerübungen von H. Stehn) sangen die Gruppen ihr Morgenlied und mit gelenkigen und aufgewärmten Fingern ging es fleißig ans Werk!

Der Workshop beinhaltete Themen wie Sitz- und Stifthaltung, Erlernen der korrekten Position der Hand beim Schreiben, die Kontrolle der erforderlichen Handmuskulatur, Förderung von Druck und Bewegungsausmaß, um optimale Mal- und Schreibbewegungen zu erzielen.

Körpermitte kreuzen und Augenfolgebewegung (Foto: Privat)
Fingerdifferenzierung und Handkraft (Foto: Privat)

 

Das Übungsmaterial war vielfältig und abwechslungsreich ausgewählt. Papier- und Bleistiftaufgaben, Ausschneiden und Kleben, Trainieren der Ausdauer und Fingerkraft, im Team arbeiten, und ganz viel Freude empfinden und stolz sein auf das Gelernte, wurde mit viel Freude geübt.
Die Kinder zeigten Faszination für Bekanntes und Neues und ein freundliches Miteinander. Das sind alles Kompetenzen, die sie in wenigen Wochen als Schulkinder benötigen.
Außerdem übten die Kinder die räumliche Orientierung beim Malen und Schreiben, um später z. B. Buchstaben motorisch planen zu können.

exaktes ausschneiden trainiert die Auge- Hand- Koordination (Foto: Privat)

 

exaktes ausschneiden trainiert die Auge- Hand- Koordination (Foto: Privat)

 

exaktes ausschneiden trainiert die Auge- Hand- Koordination (Foto: Privat)

Die Kinder erhielten zusätzlich zum einstündigen Workshop vertiefende Hausaufgaben zu den einzelnen Schwerpunktthemen und die Eltern ein ausführliches Informationsmaterial, um ihre Kinder zu Hause fördern zu können.

Es wurde gemalt, gebastelt, gerätselt und viel gelacht! „Der Ernst des Lebens kann so schön sein, wenn ich weiß, was ich kann“.
Positive Emotionen breiteten sich aus und die letzten Zweifel „Bin ich wirklich bereit für die Schule?“, konnten beseitigt werden. Wir sagen JA! Ihr seid bereit!

Bei der Entstehung der gruppenübergreifenden Abschlussarbeit (Foto: Privat)

 

Zum Schluss bleibt nur noch mich ganz herzlich zu bedanken:

…bei allen Kindern, für eure Offenheit und euren Mut, und, dass wir euch in dieser wertvollen Zeit begleiten durften! Ihr seid spitze!

…der Leitung der Kindertagesstätte Kinderwelt, Frau Sabrina Torun, für ihre Unterstützung und Kooperation!

…bei Frau Susanne Baum für die hervorragende Vorarbeit aus allen diesen kleinen Menschen tolle Vorschulkinder zu machen!

…bei allen Eltern, dass sie ihre Kinder über diesen Prozess hinweg unterstützt haben!

…bei Herrn Markus Tuschy für die wertschätzende Kooperation und das Vertrauen in unseren Kompetenzen!

…bei meinen wunderbaren Mitarbeiterinnen in der Praxis für ihre Unterstützung. Durch den geschaffenen Freiraum war es uns möglich den Workshop außerhalb der Praxis durchführen zu können.

…bei meiner Mitarbeiterin Frau Monique Mähler, dass wir den Workshop zusammen durchführen konnten!

Intensive sechs Wochen gingen leider viel zu schnell zu Ende!

Abschlussarbeit der Vorschulkinder Jahrgang 2024 (Foto: Privat)
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